Seit Beginn der Firmengeschichte im Jahr 1963 hat sich Automobili Lamborghini immer als höchst innovatives und zukunftsweisendes Unternehmen ausgezeichnet. Dies ist vor allem einer Reihe von Ingenieuren, Produktionstechnikern und innovativen Köpfen zu verdanken, die ihren Mut und visionären Geist dazu genutzt haben, die Marke mit dem Stier zu einem der prestigeträchtigsten und legendärsten Namen der Automobilgeschichte zu formen.
An erster Stelle der Gründer Ferruccio Lamborghini, dem es gelang, ausgehend von überschüssigem Kriegsgerät einen Traktor zu erfinden und daraus ein Erfolgsunternehmen aufzubauen. Anschließend, als bereits etablierter Unternehmer, stellte er sich erneut einer Herausforderung und stieg in die Automobilindustrie ein, um ihre Paradigmen neu zu definieren. Zu einer Zeit, in der die Zivil- und Arbeitsgesellschaft noch rigiden Regeln folgten, bestand seine erste Revolution darin, ein Unternehmen zu erschaffen, das Sportwagen produzierte, die danach strebten, die besten GT-Fahrzeuge der Welt zu sein. Zu diesem Zweck brachte er eine Gruppe junger Ingenieure an Bord, von denen viele gerade erst die Universität abgeschlossen hatten.
Giampaolo Dallara wurde im zarten Alter von 27 Jahren zum Technischen Leiter ernannt. Unter seiner Führung entstanden die ersten Lamborghini-Serienfahrzeuge, insbesondere der Miura (1966) – das Auto, welches die Journalisten dazu zwang, einen neuen Begriff zu prägen, um ihn in Worte zu fassen: Supersportwagen. Alles am Miura war neu und war nie zuvor an einem Serienfahrzeug gesehen worden. In technischer Hinsicht war sein Vierlitermotor mit vier obenliegenden Nockenwellen beispiellos. Währenddessen trug das von Carrozzeria Bertone entworfene Design des Miura seinen Teil dazu bei, diese Zwölfzylinder-Maschine in das begehrteste Fahrzeug seiner Zeit und, in jüngerer Vergangenheit, ein authentisches Sammlerstück zu verwandeln.
1968 wurde der junge Ingenieur Paolo Stanzani, der 1963 mit gerade einmal 27 Jahren ins Unternehmen eingetreten war, neben seiner Position als Produktionsleiter auch zum Technischen Leiter ernannt. Ihm wird die Entwicklung des Countach-Projekts zugeschrieben, den er für fast 20 Jahre zum schnellsten Supersportwagen der Welt machte. Der Countach war mit einer innovativen Kraftübertragung ausgestattet, bei der die Antriebswelle durch den Motorblock verlief, und verfügte als erstes Serienfahrzeug über Scherentüren. Diese Charakteristika prägen auch heute noch die Zwölfzylinder-Fahrzeuge von Lamborghini. Später kreierte Stanzani den Urraco, eine viersitzige Berlinetta mit hinten quer liegendem V8-Motor und Heronkopf-Brennräumen. Der Motor wurde durch weitere technische Innovationen wie der MacPherson-Aufhängung in Front und Heck sowie dem schüsselförmigen Lenkrad mit vor dem Innenraum positionierter Lenksäule ergänzt.
Bob Wallace, 1938 in Auckland, Neuseeland, geboren, war von 1963 bis 1975 Cheftestfahrer von Lamborghini und im Wesentlichen derjenige, der Kilometer für Kilometer alle Lamborghini-Modelle bis einschließlich zum Countach auf der Straße ausfeilte. Ihm ist die Entwicklung eines Arbeits- und Prüfsystems zu verdanken, das noch heute die Grundlage der F&E-Abteilung von Automobili Lamborghini bildet und darüber hinausgeht. Der passionierte Rennfahrer Wallace hatte ein Abkommen mit Ferruccio Lamborghini, in seiner Freizeit neue Komponenten und Lösungen aus gebrauchten Teilen auf Unternehmensmaschinen zu entwickeln. Diese wurden an experimentellen Fahrzeugen getestet, was zur Entstehung des Miura „Jota“, des Jarama „Bob“ und des Urraco „Rallye“ führte, die heute allesamt Legendenstatus genießen. Die Ergebnisse dieses „freien Experimentierens“ ermöglichten die rasante Evolution der Lamborghini-Serienfahrzeuge und somit den kometenhaften internationalen Aufstieg der Marke.
Franco Scaglione, Altersgenosse von Ferruccio Lamborghini, wurde 1916 in Florenz geboren, der Stadt, die ihn den Sinn für Schönheit lehrte. Er wuchs in der Blütezeit der Kunstbewegung des Futurismus auf, dessen Vertreter auf der ständigen Suche nach Dynamik, Bewegung und Geschwindigkeit waren. Nach dem Studium der Luftfahrttechnik folgte er seiner Passion für Design und begann als Modeschöpfer zu arbeiten, bevor er schließlich zum Automobildesigner für die bedeutendsten Karosseriebauer der damaligen Zeit wurde. Dank seiner BAT-Konzeptfahrzeuge (Berlinette Aerodinamiche Tecniche) hielt in den 1950ern die Aerodynamik-Forschung Einzug in das Automobildesign. 1963 entwarf Scaglione auf direkten Wunsch von Lamborghini die Karosserie des allerersten in Sant’Agata Bolognese entstandenen Gran Turismo. Die einzigartige Linienführung des 350 GTV zeichnet sich durch abgerundete Formen, hauchdünne Säulen und gewölbte Scheiben aus. Dieses Auto wurde zur Visitenkarte, mit der sich das neu gegründete Unternehmen Automobili Lamborghini sowohl Fachleuten als auch der Öffentlichkeit vorstellte und von Beginn an seine Ambitionen klar darlegte.
Der Ingenieur Guilio Alfieri wurde 1924 in Parma geboren und schloss sein Studium am Polytechnikum Mailand unmittelbar nach Kriegsende ab. Er stieß 1975 zu Lamborghini und wurde 1982 zum Generaldirektor ernannt, wo er die Geschichte der Verbundwerkstoffe bei Lamborghini einläutete. Er zeichnete für die Entwicklung des Countach Evoluzione verantwortlich, einem nahezu zur Gänze aus Carbonfaser gefertigten Countach-Prototypen. Der Evoluzione wog etwa 500 Kilogramm weniger als der normale Countach und war in der Lage, Geschwindigkeiten jenseits der 330 km/h zu erreichen. Diese Studien fanden nahezu umgehend praktische Anwendung, zunächst 1988 im Countach 25° Anniversario und danach im 1990 vorgestellten Diablo. Auch heute noch zählt Carbonfaser-Technologie zu einem der Glanzstücke der Lamborghini-Produktion.