(PresseBox) (Neu – Isenburg, ): Die 1960er-Jahre waren geprägt vom Aufbegehren der Jugend gegen die von ihr als verkrustet wahrgenommenen Gesellschaftsstrukturen der westlichen Welt. Individualität wurde großgeschrieben, Althergebrachtes infrage gestellt: Kleidung, Haartracht, Beziehungen, Autos und – natürlich – Motorräder. Man sägte an Rahmen herum, entfernte Teile, die man für überflüssig hielt, und baute andere an, die man heutzutage als cool bezeichnen würde.
Willie G. sann auf Abhilfe. So sehr er die Freiheit in der Company genoss, so klar waren seine Vorstellungen von dem, was er seinen Kunden bieten wollte: eine imposante Custom Machine, die bereits serienmäßig ein so individuelles Feeling vermittelte, wie es die Chopper ausstrahlten, die in vielen Stunden mühevoller Arbeit entstanden waren.
1971 stand das Ergebnis seiner Überlegungen auf den Rädern. Es war die Synthese aus schlanker Gabel und schmalem Vorderrad einer XL Sportster sowie Rahmen, potentem Shovelhead-Triebwerk und fettem Hinterrad eines FL Big Twin. Darauf verwies das Typkürzel FX, das zugleich für Factory Experimental stand und die neue Super Glide zierte. Mit ihr legte die Motor Company den Grundstein zum Factory-Customizing, dem Custombike ab Werk. Ein Jahr nach der Premiere verschwand das von den Fans wenig geliebte Kunststoffheck namens Boat Tail, ein geschwungener Heck-Fender sowie eine kompakte, gestufte Sitzbank harmonisierten das Design und verhalfen der Maschine zum endgültigen Durchbruch.
Auf den Spuren der Super Glide folgten weitere Typen wie die Low Rider (1977) sowie die Wide Glide (1980). FX war zum Kürzel einer Baureihe geworden, die den Ruf von Harley-Davidson als der Hersteller für die Freunde von Individualität und Nonkonformismus zementierte.
Aus den FX-Typen ging in den 80er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts die FXR-Familie (R für rubber mounted) hervor – die ersten Bikes, in denen der neue, vibrationsisoliert gelagerte Evolution Motor und ein neuer Rahmen zum Einsatz kamen. 1991 debütierte die FXDB Sturgis, das erste Modell, das anstelle des R den Buchstabenzusatz D im Typkürzel trug, der für Dyna beziehungsweise Dynamic stand. Zu ihren Innovationen zählte der neue, im CAD-Verfahren (Computer Aided Design) entwickelte fahrstabile Rahmen. Ab 1999 wurden die Dyna-Typen vom seinerzeit neuen, vibrationsisoliert aufgehängten Twin-Cam-88-Motor mit zwei Nockenwellen angetrieben. Auf der Grundlage der umfassenden Überarbeitung, die der Dyna-Familie 2006 unter anderem einen neuen Rahmen, eine steifere Vorderradgabel, ein Sechsganggetriebe und einen 160 Millimeter breiten Hinterradreifen bescherte, erreichten diese Modelle 2007 mit dem schwingungsentkoppelt gelagerten Twin-Cam 96-Motor einen neuen Grad von Reife.
2012 hielt das Antiblockiersystem Einzug in die Dyna-Familie. Ebenfalls 2012 setzte die Dyna Switchback mit ihrem Twin Cam 103 die Messlatte in Sachen Motorkraft noch höher. Und in den folgenden Jahren wurden auch die anderen Dynas mit ABS und dem drehmomentstarken, 1.690 Kubikzentimeter großen V-Twin ausgestattet. Eine Ausnahme bildete die in begrenzter Stückzahl verfügbare Low Rider S, denn sie verfügte über den dank 1.801 Kubikzentimetern Hubraum noch potenteren Twin Cam 110.
Pünktlich zum 115. Firmenjubiläum im Jahr 2018 präsentierte Harley-Davidson unter dem Namen Softail schließlich eine vollkommen neue Plattform, welche die bisherigen Baureihen Softail und Dyna miteinander vereinte. So nehmen inzwischen Maschinen wie die puristische Street Bob und die dynamische Low Rider S den Platz der 1971er-Super Glide ein – würdige Nachfahren einer Zweiradlegende, die einst neue Zielgruppen für Harley-Davidson erschloss.
Wer mehr über die Motor Company und ihre Produkte erfahren will, schaut im Web unter www.Harley-Davidson.com nach.