Mercedes-Benz SL R107: Premiere vor 50 Jahren im April 1971

Mercedes-Benz SL R107: Premiere vor 50 Jahren im April 1971
Mercedes-Benz 350 SL (R 107, Produktionszeitraum 1971 bis 1989). Der Typ wird bis 1980 gebaut. Studiofoto von rechts vorn. (Fotosignatur der Mercedes-Benz Classic Archive: 21C0014_059). Quelle: Daimler PR

Der Mercedes-Benz SL der Baureihe 1971 war damals eine kleine Revolution, als er die „Pagode“ als zweisitzigen Roadster ablöste. Er läutete, nicht nur in seinem Roadster-Segment, eine neue Designsprache bei Mercedes-Benz mit ein. Erstmals kamen Achtzylindermotoren im Serien-SL zum Einsatz. In 18 (!) Jahren Bauzeit entstanden über 237.000 Roadster der Baureihe R107. Der offene SL war auch Basis für die SLC-Oberklasse-Coupés der Baureihe C 107. Bis in das Jahr 1989 erfolgte ein kontinuierlicher Ausbau des Typenprogramms mit Sechs- und Achtzylindermotoren.

Im April 1971, vor 50 Jahren, schlägt Mercedes-Benz ein neues Kapitel in der Geschichte der SL-Sportwagen auf: Der 350 SL ist der erste zweisitzige Roadster der Marke mit V8-Motor und das erste Modell der Baureihe R 107, die auch erstmalig den Buchstaben „R“ als Kürzel für „Roadster“ trägt. Der völlig neu entwickelte, offene Zweisitzer mit vollversenkbarem Stoffverdeck, sowie abnehmbarem Hardtop überzeugt als sportlich-luxuriöses Fahrzeug und verbindet Leistung und Fahrkomfort optimal. Noch im selben Jahr leitet Mercedes-Benz von der Baureihe R 107 die viersitzigen Oberklasse-Coupés der Baureihe C 107 ab.

Der R 107 reiht sich nach dem 300 SL-Rennsportwagen (W 194) von 1952, den 300 SL-Seriensportwagen (W 198, als Coupé von 1954 bis 1957 und als Roadster von 1957 bis 1963), dem 190 SL (W 121, 1955 bis 1963) sowie nach den „Pagoden“-SL der Baureihe W 113 (1963 bis 1971) in die Ahnenreihe der SL-Historie ein. Im Jahr 2021 schreibt die Marke mit dem Stern die Tradition der SL-Sportwagen mit dem Mercedes-AMG SL der Baureihe R 232 weiter.

Erfolgsmodell mit 18-jähriger Produktionszeit

Der R 107 wird von 1971 bis 1989 produziert und in dieser Zeit mit Modellpflege und neuen Motorisierungen stets aktuell gehalten. Abgesehen von der G-Klasse ist kein Mercedes-Benz länger im Programm. Mit der direkten Vorgängerbaureihe W 113, dem „Pagoden“-SL, hat der vor 50 Jahren vorgestellte Mercedes-Benz 350 SL keine technischen Gemeinsamkeiten. Stattdessen schlagen die Konstrukteure Brücken zum aktuellen Personenwagenprogramm der Marke: Vorder- und Hinterradaufhängung orientieren sich beispielsweise an den „Strich-Acht“-Typen der oberen Mittelklasse. Der 147 kW (200 PS) starke V8‑Motor mit 3.499 Kubikzentimetern Hubraum ist aus den Oberklassefahrzeugen Mercedes-Benz 280 SE 3.5 der Baureihen W 111 (Coupé und Cabriolet) sowie W 108/109 (Limousine) bekannt.

Zu den technischen Innovationen des offenen Sportwagens gehören die weiterentwickelte Sicherheitskarosserie mit einer eigenständigen Rahmenbodenanlage aus Blechen unterschiedlicher Stärken für ein definiertes Knautschverhalten, der kollisionsgeschützt über der Hinterachse eingebaute Kraftstofftank, hochfeste Stähle in den A-Säulen und der Frontscheibenrahmen mit eingeklebtem Glas sowie der Innenraum mit neuem Vierspeichen-Sicherheitslenkrad, gepolsterten Flächen und deformierbaren Elementen als Beitrag zur passiven Sicherheit. Ab März 1980 erhält dieser SL das Antiblockiersystem ABS und ab Januar 1982 Fahrerairbag sowie Gurtstraffer als ergänzendes Rückhaltesystem – die Systeme sind als Sonderausstattung zu haben.

Große Vielfalt der Motorisierungen

Nach dem Debüt mit dem 350 SL baut Mercedes-Benz das Programm der Baureihe kontinuierlich aus. 1973 erscheint auf den europäischen Märkten der 165 kW (225 PS) starke 450 SL ebenfalls mit Achtzylindermotor, der ab Herbst 1971 zunächst dem Export nach Nordamerika vorbehalten ist. 1974 folgt der Sechszylindertyp 280 SL (136 kW/185 PS). Damit ist nun erstmals in der SL-Historie eine Baureihe in drei verschiedenen Motorisierungen erhältlich.

Zur Modellpflege 1980 löst der 380 SL (160 kW/218 PS) den 350 SL ab, und der 500 SL (177 kW/240 PS) wird statt des 450 SL zum neuen Spitzenmodell. Bei der umfangreichen Überarbeitung wird unter anderem das Interieur der Sportwagen den S-Klasse-Limousinen der Baureihe 126 angepasst. Außerdem aktualisieren die Ingenieure zahlreiche technische Systeme, beispielsweise die Getriebe. Äußerlich wirkt sich die Modellpflege nur dezent aus, unter anderem mit Motorhauben aus Leichtmetall und Frontspoiler. Der 500 SL erhält außerdem den Leichtmetall-Kofferraumdeckel mit schwarzem Kunststoff-Heckspoiler des SLC-Coupés mit 5-Liter-V8-Motor.

1985 präsentiert Mercedes-Benz erneut ein komplett überarbeitetes Typenprogramm der Baureihe R 107. Neben leichten Veränderungen des Exterieurs mit 15-Zoll-Rädern und einheitlichem Frontspoiler für alle Typen sowie einer verbesserten Vorderradaufhängung mit Lenkrollradius Null steht vor allem eine aktualisierte Motorenpalette im Vordergrund. Ein Highlight für alle Fans der Sportwagen mit dem Stern ist dabei der 300 SL mit 3-Liter-Sechszylindermotor. Denn dieser 138 kW (188 PS) starke Sportwagen bringt jene Typbezeichnung zurück ins Programm, mit der die SL-Geschichte im März 1952 beginnt. Neu ist auch der 420 SL (160 kW/218 PS), während der 500 SL (180 kW/245 PS) einen überarbeiteten Motor mit elektronischer Zündanlage und der elektronisch-mechanisch gesteuerten Einspritzanlage Bosch KE-Jetronic erhält. Spitzenmodell der Baureihe R 107 ist der 560 SL mit spektakulärem 5,6-Liter-V8-Motor. Er bleibt jedoch dem Export nach Nordamerika, Japan und Australien vorbehalten. Sämtliche Typen werden nun mit geregeltem Dreiwegekatalysator angeboten.

Im August 1989 endet die Produktion der Baureihe R 107 nach mehr als 18 Jahren. Insgesamt entstehen in dieser Zeit im Mercedes-Benz Werk Sindelfingen exakt 237.287 Fahrzeuge. Heute sind die offenen Zweisitzer gesuchte Klassiker: Die luxuriöse Sportlichkeit fasziniert bis zum jetzigen Tag.

Mercedes-Benz SL R107: Premiere vor 50 Jahren im April 1971
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